Seit Kurzem schmückt ein neues, eindrucksvolles Werk von über sechs Quadratmetern den Chemieraum und zieht damit viel Aufmerksamkeit auf sich. Doch nicht nur die Größe macht das neue Periodensystem der Schule zu etwas Besonderem: Es ist ein Unikat –handgefertigt, bis ins kleinste Detail durchdacht und randvoll mit pädagogischem Mehrwert.
Bevor das neue Periodensystem entstand, hing im Chemieraum lediglich ein kleines Poster – zu klein, zu oberflächlich und für den Unterricht kaum zu gebrauchen.
Auf der Suche nach einer besseren Alternative begann Herr Bauer zu recherchieren – doch selbst im hochpreisigen Bereich fand er kein Modell, das seinen didaktischen Ansprüchen genügte. „Ich war mit allem, was es zu kaufen gab, einfach nicht zufrieden“, so der Chemielehrer. „Selbst teure Tafeln konnten den gesamten Chemieunterricht von der achten bis zur zehnten Klasse nicht sinnvoll abbilden.“ Also entschloss er sich kurzerhand, ein eigenes zu bauen. So entstand aus vielen kleinen Ideen ein großes Konzept – und ein Periodensystem, das neue Maßstäbe setzt. Denn die Tafel ist nicht nur ein dekoratives Element an der Wand – sie ist vielmehr ein umfangreiches Unterrichtswerkzeug. Jedes chemische Element ist auf einer eigenen Kartedargestellt, die sich abnehmen und wenden lässt. Die Rückseiten bergen dabei ein wahres Schatzkästchen an Informationen: Atommodell, Elektronegativität, Dichte, Schmelz- und Siedepunkte, aber auch historische Hintergründe und englische Fachbegriffe. Ob Stoffeigenschaften und Wortgleichungen in Klasse 8, die Entwicklung des Atommodells und die chemischen Bindungen in Klasse 9 oder Redoxreaktionen in Klasse 10 – das Periodensystem bietet auf jeder Lernstufe passende Informationen und wird so zum durchgängigen Begleiter in der gesamten Mittelstufe.
Doch auch schon während des Herstellungsprozesses sorgte die Tafel für Gespräche auf den Fluren. Neugierige Schülerinnen und Schüler blieben stehen, stellten Fragen, wollten wissen, was da entsteht. „Und genau das ist doch das Ziel von gutem Unterricht“, meint Bauer. „Dass er Interesse weckt, dass man ins Gespräch kommt und dass man Chemie eben nicht nur auswendig lernt, sondern wirklich versteht.“
Doch hinter dem Endprodukt steckt nicht nur chemisches Fachwissen, sondern auch jede Menge Schweißarbeit. Die Umsetzung war ein Kraftakt: Insgesamt verbrachte der Lehrer über zwei Monate mit der Realisierung des Projekts. Der Raum wurde grundiert und gestrichen, Holzplatten zugeschnitten, lackiert und montiert, über zweihundertfünfzig Haken von Hand eingedreht. „Das war in dieser Zeit wie ein zweiter Vollzeitjob“, sagt Bauer. Auch die Gestaltung jeder einzelnen Karte – digital entworfen, laminiert und passgenau angebracht – übernahm er selbst. Durch den hohen persönlichen Einsatz der Lehrkraft konnten die Materialkosten auf lediglich 500 Euro begrenzt werden. Der emotionale Wert? „Nicht zu beziffern“, sagt Bauer. „Würde man aber so ein System kaufen wollen, läge der Preis vermutlich im oberen vierstelligen Bereich.“
„Ich bin tief beeindruckt“, sagt Schulleiter Herr Imhof. „Das ist nicht nur hochprofessionell gemacht, sondern auch ein Werkzeug, das uns über viele Jahre begleiten wird. Es motiviert, regt zum Nachdenken an – und zeigt, wie moderner Chemieunterricht aussehen kann.“
Was als kleine Idee begann, entwickelte sich zu einem echten Leuchtturmprojekt für modernen naturwissenschaftlichen Unterricht. Der Wunsch nach einem zeitgemäßen Lernort, die emotionale Bindung zum Fach, die kreative Umsetzung – all das zeigt: Chemie kann lebendig, anschaulich und begeisternd sein.
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